Tanzgottesdienst: Mit Leib und Seele vor Gott

 
 
O Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.
Augustinus
  Tanzen und Gottesdienst, passt das denn zusammen? Was für die einen tiefe geistliche Erfahrung ist, ist für andere höchst fragwürdig. Lange Zeit war ja in unserer Kultur alles Körperliche aus dem Bereich der Religion verbannt. Besonderer Argwohn galt dem Tanz und seiner „gefährlichen“ Nähe zu Erotik und Ekstase. Spät erst und vorsichtig hat unsere evangelische „Kirche des Wortes“ die sinnliche, körperliche Dimension des Glaubens wieder für sich entdeckt - und damit auch den Tanz als eine der ursprünglichen Ausdrucksformen von Gotteserfahrung. Auch für das Evangelium gilt: Was innerlich bewegt, will äußerlich ausgedrückt werden. Was körperlichen Ausdruck findet, bekommt besondere Eindrücklichkeit. Die Christen Afrikas sagen es so: „Niemand kann dir nehmen, was du einmal getanzt hast“.
Dabei findet sich die geistliche Wertschätzung des Tanzens auch in der Kultur des Westens. Von Augustinus, im 4. Jh.,  hören wir: „Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge und bindet den Vereinzelten zur Gemeinschaft.“ Tanzen fordert ganzen Menschen, und fordert ihn als Mitmenschen. Wer tanzt, geht „aus sich heraus“, folgt einem Rhythmus, einer  Melodie, einer Gemeinschaft – und ist doch ganz bei sich. Tanzen im Gottesdienst ist mehr als eine schöne Ergänzung zur Botschaft des Wortes. Es stellt Ausdrucksformen zur Verfügung für geistliche Erfahrungen. In unseren Tanzgottesdiensten wechseln Wort und Tanz einander ab und sind aufeinander bezogen. Liturgin und Tanzpädagogin arbeiten dabei eng zusammen. Sie achten auf die theologische Stimmigkeit von Wort und Bewegung, sie laden ein zu einem Aneignen, Vertiefen und Miteinander-Teilen der Verkündigung.
Mit Leib und Seele vor Gott,
von der Botschaft Jesu Christi bewegt
im Heiligen Geist miteinander verbunden
so feiern wir unsere Tanzgottesdienste.
Sie sind herzlich eingeladen!
 
Ihre Pfarrerin Bärbel Ehrmann
 
 
Ich lobe den Tanz,
denn er befreit den Menschen
von der Schwere der Dinge,
bindet den Vereinzelten zur Gemeinschaft.
 
Ich lobe den Tanz,
der alles fordert und fördert,
Gesundheit und klaren Geist und eine beschwingte Seele.
 
Tanz ist Verwandlung
des Raumes, der Zeit, des Menschen,
der dauernd in Gefahr ist,
ganz Hirn, ganz Wille oder ganz Gefühl zu werden.
 
Der Tanz aber fordert den ganzen Menschen,
der in seiner Mitte verankert ist,
der nicht besessen ist
von der Begehrlichkeit nach Menschen und Dingen
und von der Dämonie der Verlassenheit im eigenen Ich.
 
Der Tanz fordert den befreiten,
den schwingenden Menschen
im Gleichgewicht aller Kräfte.
 
Ich lobe den Tanz,
o Mensch, lerne tanzen,
sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen.
Augustinus